CDU-Mann Kretschmer im ZDF-Morgenmagazin
Michael Kretschmer hat ein Problem. Seine Sprache besteht zu 100% aus dem substantivierten Politik-Jargon der siebziger Jahre. Wie wirkungslos Auftritte mit dieser in die Jahre gekommenen Rhetorik-Software bleiben, das hat er gerade im Morgenmagazin bewiesen.
Wer ihn nicht kennt: Der Mann ist Ministerpräsident in Sachsen. Seine CDU war bei der vergangenen Wahl schon nur noch zweitstärkste Kraft. Nach der AFD. Und alle Umfragen zeigen: Würde jetzt wieder gewählt, wäre die AFD so stark, dass nicht mal seine demokratische Not-Koalition halten würde.
Der Mann hat also wirklich Not. Und – zum Glück – eine Vision. Er möchte der AFD die Wähler ausspannen. Dazu gibt es in Sachsen Bürger-Dialoge. Keine schlechte Idee. Und der Mann ist im Fernsehen. Im Morgenmagazin. Also: Feuer frei für alle Geschichten, mit denen er die Verunsicherten und gefühlt ‚Abgehängten‘ gewinnen kann! #Denkste!
Die Inhalte seines Interviews, kurz zusammengefasst: Kritische Bestandsaufnahme, Probleme, Flüchtlingsfrage, Ländlicher Raum, Ergebnisse, Leistungen, Strukturentwicklung, Personalschlüssel, politisches Spektrum, Positionen, Marktwirtschaft, Sicherheit, Mehrheiten, vergangene Jahrzehnte, Wahlprogramme, Inhalte, Partei, Diskussion, Bundestagswahl, Koalitionsvertrag, Spekulationen, Meinung.
Also: 1000 Kilo Substantive. Säckeweise Programmatisches. Immer nur Rechtfertigung. Keine Geschichten. Keine Menschen. Keine Perspektive. Keine Stories. Keine Verben. Nichts Lebendiges. Viel zu viel ‚ich‘ und kein ‚ihr‘. Kurzum: Für einen Politiker eine rhetorische Bankrotterklärung.
Gegen soviel grausamen Polit-Jargon hat ein Gauland wohl selbst ohne Antworten (ZDF) noch alle Chancen.
Liebe Sachsen-CDU: Schaut euch mal an, wie der Biedenkopf das seinerzeit gemacht hat. Mit Königs–Attitüde. Klar. Aber in Herz, Haltung und Sprache immer bei den Menschen.
Oder wie es Geißler sinngemäß in seinem letzten Interview gesagt hat: Wir können die Menschen nur mit Geschichten gewinnen. Merkt Euch das!