01.08.2017

Wenn zu viel Authentizität schadet

Ein Fundstück aus der NZZ

Endlich! Endlich! Endlich! Ich kann dieses ganze Authentizitäts-Geschwurbel schon lange nicht mehr hören! Und ich sage es in meinen #Medientrainings immer wieder: Seid bloß nicht um jeden Preis #authentisch!

Keiner von uns will sich im Fall der Fälle 100% authentisch vor der Kamera erleben. Das würde den Börsenkurs meist in den freien Fall befördern! Stellt Euch doch nur mal gerade den Müller von VW in einem authentischen Statement vor…!

Und jetzt, endlich, bin ich mit dieser Überzeugung in guter Gesellschaft! Rolf Dobelli schreibt in der NZZ über #Authentizität! Es lohnt die Lektüre des gesamtem Artikels. Oder die Diskussion in einem Rhetorik- und Medientraining mit mir. www.dasmedientraining.de

Zitat: „Der Star des Zweiten Weltkriegs und spätere US-Präsident General Eisenhower schuf sich bewusst eine Persönlichkeit für die Aussenwelt. Der «New York Times»-Kolumnist David Brooks spricht von einem «zweiten Selbst», das sich Eisenhower zugelegt habe und das im Widerspruch zum heute gängigen Glauben stehe, es gäbe nur ein einziges, «echtes Selbst».

Diese zweite Persönlichkeit ist keine gekünstelte Pose, sondern eine professionelle, konsistente, zuverlässige Haltung nach aussen. Zweifel, Frustrationen und Enttäuschungen bleiben ausgespart – sie sind für das Tagebuch, den Lebenspartner oder das Kissen reserviert.

Ich empfehle Ihnen, sich wie Eisenhower ebenfalls eine solche zweite Persönlichkeit zuzulegen. Reduzieren Sie Ihre Authentizität darauf, zu halten, was Sie versprechen, zu sagen, was Sie meinen, und nach Ihren Prinzipien zu handeln. Alles andere geht niemanden etwas an.

Falls Ihnen das Denkmodell einer zweiten Persönlichkeit nicht passt, versuchen Sie es so: Jeder Staat hat eine Aussenpolitik und einen Aussenminister. Betrachten Sie sich selbst als Staat. Schreiben Sie die Grundsätze Ihrer Aussenpolitik explizit auf. Die Rolle des Aussenministers müssen Sie selbst übernehmen – quasi in Personalunion. Man erwartet von einem Aussenminister nicht, dass er sein Herz ausschüttet, seine Schwächen zur Schau stellt oder vor Selbstzweifeln zerfliesst. Man erwartet hingegen, dass er liefert, was er verspricht, sich an die Abmachungen hält, professionell auftritt, keinen Klatsch verbreitet, sich nicht beklagt und ein Minimum an Manieren an den Tag legt. Überprüfen Sie von Zeit zu Zeit, wie gut Sie den Job als Ihr eigener Aussenminister machen und ob Sie sich wieder wählen würden.“

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