19.11.2023

Die Brandrede in Wirtschaft und Politik – Unterschiede und Herausforderungen

Das manager magazin stellte jüngst die Frage, was eine gute Brandrede eines CEO ausmacht. Und liefert ein paar allgemeingültige Antworten der Kategorie „Der CEO muss glaubwürdig sein“. Ach was! Geschenkt!

Was das Magazin aber völlig außer Acht lässt: Die Brandrede eines CEO ist wie zuhause der verzweifelte Schlag der Eltern mit der Faust auf den Tisch, damit die lieben Kleinen endlich verstehen, was die Stunde geschlagen hat. Aber: Ein derartiges „So gehts nicht weiter“ erreicht selten die Zuhörerschaft. Sondern wirft eher ein klägliches Spotlight auf die Rednerin und den Redner selbst.

Wenn zuhause der rhetorische Paukenschlag nötig ist, dann haben die Eltern versagt. Ergo: wenn in einem Unternehmen eine Brandrede fällig ist, dann hat das Management versagt. Kann man machen. Danach sollte man aber gehen. Herausragendes Leadership bedeutet doch vielmehr, dass eine solche Brandrede niemals nötig wird.

Aber: wo eine Brandrede vielmehr zur hohen Kunst gehört, das ist in der #Politik. Ein Volk braucht Brandreden. Noch mehr: Ein Volk liebt Brandreden. Wie Robert Habeck gerade bewiesen hat. Nach einer einzigen – wirklich guten Rede (der Rhetorik-Coach würde eine Zwei Plus erteilen, keine Eins) – sagen nun alle wieder: Endlich einer, der Kanzler kann.

Merke – in Ergänzung zum manager magazin: Auf den Tisch hauen – das ist der rhetorische Style für Politiker. Weil man sich hier auch seitwärts abgrenzen kann. Und es muss richtig gut gemacht sein. Dann kann man zeigen: Ich will Kanzler. Ich kann Kanzler.

Rhetorik ist also eine Kunst. Eine Maßarbeit. Individuell passend. Oder eben nicht. Keine Konfektion.

Die Frage aus dem Manager-Magazin: „Was macht eine gute Brandrede aus?“ – die lässt sich demnach so nicht beantworten. Ein Habeck wird mit seiner Brandrede kein CEO. Und ein CEO mit einer Brandrede niemals ein Obama. Eine Brandrede ist ein rhetorisches Tool für die Politik. Aber eher nicht für einen CEO.

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